#disastertalk 20.11.2024

Stellungnahme zur Krankenhausreform 2024

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) zur Krankenhausreform 2024: Fokus auf Versorgungskapazitäten im Katastrophenfall

Die DGKM begrüßt die Bemühungen der Bundesregierung, die Krankenhauslandschaft durch die Verabschiedung des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) zukunftssicherer zu gestalten. Insbesondere die Einführung von Vorhaltepauschalen, die unabhängig von der Leistungserbringung eine finanzielle Stabilität für bestimmte Einrichtungen schaffen sollen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dabei sehen wir erhebliche Herausforderungen in Bezug auf die Sicherstellung ausreichender Kapazitäten für Katastrophenszenarien.

Kritische Punkte:

  • Reduktion der Klinikstandorte: Der geplante Umbau und Abbau von Krankenhäusern bergen die Gefahr, dass die Versorgung in ländlichen Regionen eingeschränkt wird. Dies könnte die Resilienz des Gesundheitssystems bei großflächigen Katastrophen schwächen, da vorhandene Kapazitäten bereits im Alltag an ihre Grenzen stoßen (z. während der COVID- 19-Pandemie).
  • Fokus auf Effizienz statt Redundanz: Die Einführung von Leistungsgruppen mit strikten Qualitätsvorgaben ist aus fachlicher Perspektive sinnvoll. Jedoch fehlen konkrete Mechanismen, um in Krisenzeiten schnell auf die Versorgung in weniger spezialisierten Häusern zurückzugreifen. Ein stärkerer Fokus auf betriebswirtschaftliche Effizienz steht hier den Prinzipien der Katastrophenvorsorge, wie der bewussten Vorhaltung von Reserven,
  • Der (Regel-)Rettungsdienst hat nachweislich bereits gegenwärtig seine Belastungsgrenzen erreicht. Die Reduktion von Klinikstandorten wird eine erhöhte Leistung in diesem Sektor zur Folge Es ist ein Anstieg von Interhospitaltransporten zu erwarten. Bei unzureichenden Kapazitätsbetrachtungen in diesem Segment, wird die Leistungsfähigkeit der Notfallversorgung Schaden nehmen.
  • Fehlender Stresstest: Wie bereits von anderen Institutionen kritisiert, wurde die Reform nicht unter extremen Szenarien erprobt. Die Gefahr besteht, dass der geplante Umbau des Systems unter Katastrophenbedingungen unzureichend ist.

Vorschläge der DGKM:

  • Stärkung der Versorgungsreserven: Es ist essenziell, zusätzliche Kapazitäten für Intensivbetten, Notfalleinrichtungen und Fachpersonal zu planen und zu finanzieren, unabhängig von der Alltagsauslastung.
  • Integration in die Katastrophenplanung: Alle Krankenhausstandorte sollten Teil eines überregional koordinierten Netzwerks werden, das im Katastrophenfall schnell aktiviert werden kann.
  • Wir brauchen ein 24/7 ressort- und ebenen-übergreifendes gesundheitliches Lagebild als Grundlage für ein Risiko- und Krisenmanagement. Dies würde eine ganzheitliche gesundheitliche Betrachtung von Vorbeugung, Vorbereitung, Reaktion und Nachbereitung von kritischen gesundheitlichen Lagen ermöglichen.
  • Förderung von Aus- und Weiterbildung: Personal in Krankenhäusern sollte verstärkt für die besonderen Herausforderungen im Katastrophenfall geschult werden, um auch in Ausnahmezuständen eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten.

Die DGKM appelliert an die Politik, den Katastrophenschutz stärker in die Planungen einzubeziehen. Nur so kann eine flächendeckende und robuste medizinische Versorgung auch in Zeiten von Krisen gewährleistet werden.

Wir brauchen jetzt das Gesundheitssicherstellungsgesetz, um Ressourcen und Infrastruktur gezielt für Katastrophen- oder Zivilschutz-Lagen vorzuhalten. Dabei darf nicht nur die Krankenhauslandschaft betrachtet werden, sondern die Gesamtheit des Gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes, der in Mangellagen, nationalbedeutsamen Großschadenslagen und auch im Bündnis- und Verteidigungsfall im katastrophenmedizinischen Modus arbeiten muss.

Die geplante strategische Bevorratung von Medikamenten, medizinischer Ausrüstung und einer besseren Koordinierung zwischen Bundesländern wäre ein wichtiger Schritt, um Versorgungsengpässe zu vermeiden.

gez. für die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) e. V. 22.11.2024

Dr. Andreas Follmann                          Prof. Peter Bradl   
Präsident                                              Vizepräsident    

Jürgen Schreiber.                                 Dr. Roland Huf              Generalsekretär (amt.)                        Schatzmeister

Aktuelle Entwicklungen im Bereich CBRN

Neue Leitfäden veröffentlicht

Nach Freisetzung von chemischen (C), biologischen (B) radiologischen (R), oder nuklearen (N) Agenzien, also in CBRN-Lagen muss mit einer erheblichen Zahl kontaminierter Personen gerechnet werden. Dies erfordert neben einem schnellen rettungsdienstlichen Einsatz auch die Vorbereitung von Krankenhäusern zur Sicherstellung angemessener medizinische Intervention und Versorgung der Patienten. Die potenzielle Kontamination der zu behandelnden Patienten und zu betreuenden Personen stellt eine signifikante Gefahr für Rettungskräfte sowie für eine Kontaminationsverschleppung in Krankenhäuser dar. Eine Anpassung der üblichen, standardisierten medizinischen Versorgungsprozesse ist daher zwingend erforderlich. Diese werden in diversen Regelwerken und Vorschriften auf unterschiedlichen Ebenen beschrieben, wobei eine einheitliche Vorgehensweise nicht zwingend gegeben sein muss. Daraus resultieren Unsicherheiten bei allen Akteuren. Die Arbeitsgemeinschaft „medizinischer CBRN-Schutz“ der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) hat in interdisziplinärer Projektarbeit zwei Leitfäden erarbeitet, die eine zusammenfassende, ressortübergreifende Anleitung und Hilfestellung bei der Versorgung kontaminierter Personen in CBRN-Lagen sowie bei den spezifischen Anforderungen an die Krankenhausinfrastruktur bereitstellen.

Hier unsere aktuellen Leitlinien
– Leitfaden für die Umsetzung von Basisanforderungen an Krankenhäuser in Vorbereitung auf CBRN-Lagen (Stand Februar 2024)
– Leitfaden für die rettungsdienstliche Versorgung kontaminierter Personen in CBRN-Einsatzlagen (Stand Februar 2024)

INTERDISZIPLINÄRES, HOCHKARÄTIGES NETZWERK

Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin

Wir sind die interprofessionelle Instanz, der interdisziplinäre Think Tank zur Wissensvermittlung und Weiterentwicklung von Katastro­phen­medizin, Katastro­phen­management und Katastro­phen­­bewäl­tigung. Der Katastrophen­fall – bei dem viele tausende, zehntausen­de, vielleicht hundert­tausende Menschen betroffen sind – ist schwer planbar und braucht für die umgehende Versorgung exzellente interdisziplinäre Bewältigungs­strategien. Denn bei der Versorgung einer Vielzahl unterschiedlich Verletzter oder Erkrankter müssen vielfältige Professionen koordiniert werden sowie wertschätzend Hand in Hand agieren.

Experten Pool Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin
Internationale Kooperationen und Partnerschaften
Hochkarätige Expertise

Seit Gründung bis heute verbinden wir Expertise höchster Güte in der Katastrophenbewältigung.

DGKM - Wir handeln nach den Grundsätzen der humanitären Hilfe
Starke Werte

Wir handeln nach den Grundsätzen der humanitären Hilfe: menschlich, neutral, unparteilich, unabhängig.

Hochkarätige Expertise in der Katastrophenbewältigung
Interdisziplinäres Team

Wir fördern den interprofessio­nellen Dialog und Lösungen rund um Katastrophenmedizin und Katastrophenmanagement.

Interdisziplinäres Team rund um Katastrophenmedizin und Katastrophenmanagement
Internationale Zusammenarbeit

Als wissenschaftliche Fachgesellschaft pflegen wir internationale Kooperationen und Partnerschaften.

Vorausschauendes Handeln – die DGKM

Vorausschauendes Handeln – die DGKM

Vorausschau­endes Handeln – die DGKM

Katastrophen sind unplanbar. Doch brauchen sie – wenn sie sich ereignen – sofortige Bewältigungsstrategien. Ob durch Flut, Hitzewellen, Klimawandel, Erdbeben, Terror, Krieg oder Verseuchungen: Viele Menschen und häufig auch die Infrastruktur sind betroffen. Es muss gesichtet, priorisiert, gerettet werden, stets mit dem Blick, schnellstmöglich wieder eine weitestgehend optimale individual-notfallmedizinische Versorgung zu erreichen. Wir, die DGKM, widmen uns schon heute der Entwicklung interdisziplinärer Bewältigungsstrategien. Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen engagieren sich in unserer Fachgesellschaft vorausschauend, kompetent und vielfältig für die Bewältigung im Katastrophenfall – damit mit unzähligen Betroffenen schnell gehandelt werden kann.

UNSERE EXPERTISE STECKT IN VIELEN FORMATEN

Im DGKM Handbuch Katastrophenmedizin, in Entwicklungsprojekten zur Sichtung [PRIOR, BiA], in CBRN-Expertisen, in der Mitwirkung der Sicherheitsforschung, in Veranstaltungsformaten sowie in renommierten Sichtungs-Konsensuskonferenzen.

UNSERE EXPERTISE STECKT IN VIELEN FORMATEN

Im Handbuch Katastrophenmedizin, in Entwicklungsprojekten zur Sichtung [PRIOR, BiA], in CBRN-Expertisen, in der Mitwirkung der Sicherheitsforschung, in Veranstaltungsformaten sowie in renommierten Sichtungs-Konsensuskonferenzen.

Unsere Partner in der internationalen Katastrophen­bewältigung

Unsere Partner in der internationalen Katastrophen­bewältigung

Wir, die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin, arbeiten eng zusammen mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (als Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern und für Heimat) sowie mit zahlreichen deutschen und internationalen Hilfsorganisationen.

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